Christa Schechtl's
"Der Schrei" 3
Vergangenheit!
In diesen Zellen gibt es keine Todeskandidaten mehr.
Im Schlepptau eine Mama mit ihren Babys. Auch das war neu. Dann sehe ich es: Alle Zellentüren des Todestraktes waren offen. Kein Tier zu sehen. Strahlend kommt Vize-Stadtdirektor Victor Ion auf mich zu, deutet auf die leeren Boxen und sagt: "Das ist unser Präsent für sie. Wir haben aufgehört zu töten. Nun bauen sie uns ein Tierheim". Noch ahnte ich nicht, was dieser folgenschwere Satz für mich bedeuten sollte. Tränen überströmt und stürmisch, überwältigt und aufgewühlt umarmte ich den verdutzten Mann. Ein jahrelanges Massaker an den Tieren war vorüber.
Glückselig flog ich mit diesem Erfolg nach Deutschland. Betrachtete meine Mission als beendet und bat die Nürnberger Tierschützer, nun mit dem Bau eines Tierheimes zu beginnen. Dann die unglaubliche Antwort: "Tut uns leid, das ist uns eine Schuhnummer zu groß." Mir wurde schwindlig. Ich war fassungslos. Ich wusste, sollte die Regierung keine Aktivitäten sehen, würde das Töten sofort weitergehen. Zum Wohle und Überleben der Tiere sah und hatte ich keine andere Wahl: Ich musste es selbst packen! Nachts schrieb ich Bettelbriefe.
Aus diesem Stall entstand ein kuscheliges Katzenzimmer mit funktionierendem Kachelofen für meine Mietzis
Er überbrachte mir die frohe Botschaft vom Ende des Tötens: Vize-Stadtdirektor Victor Ion
Die letzte Befreiung.
an meine treuesten Spender, packte einen Großteil meines privaten Geldes, flog nach Chisinau, suchte und fand ein Grundstück, fing zu bauen an. Unter unvorstellbaren Schwierigkeiten. In einem Land, das bitter arm ist, keinen Sinn darin sieht, Geld für Tiere auszugeben und in mir eine verrückte, deutsche Millionärin sieht, die man sehr wohl abzocken kann. Man bedenke, ich nahm und nehme diesem Land das enorme Problem der Straßenhunde ab. Trotzdem wurden mir nur Steine in den Weg gelegt. Wurde von Personal und Bauarbeitern betrogen, belogen und beklaut. Futter wurde zu Geld gemacht. Noch während der Bauphase wurden mir schwer verletzte, kranke und ausgestoßene Hunde und Katzen gebracht.